Corpus Delicti – Ein Prozess (Juli Zeh)

Corpus Delicti – Ein Prozess (Juli Zeh)

Corpus Delicti: Ein Prozess” ist ein im Jahre 2009 erschienener dystopischer Zukunftsroman der deutschen Schriftstellerin Juli Zeh. Der Roman greift die Entwicklungen der heutigen Zeit auf und entwirft auf deren Grundlage das Modell eines totalitären Staates. Die Autorin appelliert dabei an die Eigenverantwortung und Aufmerksamkeit des Lesers und warnt vor kritischen Entwicklungen in der nahen Zukunft. Ursprünglich verfasste die Autorin „Corpus Delicti” als Theaterstück, wodurch der Roman den typischen Aufbau eines Dramas aufweist. Die Uraufführung des Stücks fand am 15. September 2007 in Essen statt

Handlung des Romans

Der Roman spielt in Deutschland in der Mitte des 21. Jahrhunderts. Er behandelt die Problematik einer Gesundheitsdiktatur am Beispiel einer staatlichen Herrschaftsform namens „Die Methode”. „Die Methode” ist ein Rechtssystem, in der die Gesundheit der Bürger an oberster Stelle steht. Das System erhebt den Anspruch der Unfehlbarkeit und kontrolliert das Leben der Bürger durch zahlreiche Überwachungsmaßnahmen. Im Rechtssystem wird erwartet, dass jeder Mensch sich in bestmöglicher körperlicher Verfassung befindet. Alle Aktivitäten und Konsumgüter, die potentiell gesundheitsschädlich sein könnten, sind streng verboten. Verstöße gegen die zahlreichen Regeln werden von der “Methode” streng bestraft.

Die Protagonistin des Romans ist die Naturwissenschaftlerin Mia Holl. Sie befindet sich in tiefer Trauer um ihren Bruder Moritz Holl, der vor weniger Zeit verhaftet wurde und sich im Gefängnis das Leben genommen hat. Moritz galt als systemkritischer Freigeist und war des Mordes an einer jungen Frau angeklagt worden. Seine DNA wurde im Körper des Mordopfers gefunden, doch der junge Mann beteuerte bis zu seinem Selbstmord seine Unschuld. Nach seinem Tod suchen der Rechtsanwalt Lutz Rosentreter sowie Heinrich Kramer, das Sprachrohr der „Methode”, Kontakt zu Mia, um weitere Nachforschungen anzustellen. Rosentreter gelingt es, den Fall vor größerem Publikum aufzuklären und Moritz’ Unschuld zu beweisen. Es stellt sich heraus, dass der Mörder der jungen Frau durch eine weit zurückliegende Knochenmarkspende die gleiche DNA wie Moritz Holl hat.

In der Trauer um ihren Bruder vernachlässigt Mia ihre obligatorischen Gesundheitsberichte und ihr Sportprogramm. Durch ihre mehrmaligen Verstöße gegen das Gesetz wird sie schließlich angeklagt. Im Laufe der Handlung des Romans wird Mia zunehmend systemkritisch und beginnt, „die Methode” offen zu kritisieren. Nach einem Gespräch mit Heinrich Kramer wird sie als vermeintliche Staatsfeindin verhaftet. Die Staatsschützer erbringen durch erpresste Zeugenaussagen und fingierte Beweisstücke den scheinbaren Beweis dafür, dass Mia die Anführerin einer terroristischen Vereinigung ist. Obwohl sie selbst unter Folter kein Geständnis liefert, wird die junge Frau in einem Gerichtsprozess schließlich zum Einfrieren auf unbestimmte Zeit verurteilt. Im letzten Moment wird die Vollstreckung des Urteils jedoch gestoppt und Mia wird begnadigt.

Biographie

Juli Zeh wurde 1974 in Bonn geboren. Sie ist Schriftstellerin, Juristin und ehemalige Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg. Ab 1993 studierte sie Jura in Passau und Leipzig. 1998 schloss sie das erste Staatsexamen ab. Daraufhin studierte sie für vier Jahre am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, an dem sie später als Dozentin lehrte. 2003 legte sie schließlich ihr zweites Staatsexamen ab. Im Jahre 2010 folgte ihre Promotion an der Universität Saarbrücken.

Juli Zehs Debütroman „Adler und Engel” erschien im Jahre 2001 und wurde aufgrund seines großen Erfolgs in 35 Sprachen übersetzt. Viele ihrer Romane thematisieren politische und juristische Problematiken. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert Juli Zeh sich politisch.


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