Corpus Delicti – Ein Prozess (Juli Zeh)
Personenbeschreibungen
Im Folgenden werden die Personenbeschreibungen der wichtigsten Charaktere in Juli Zehs „Corpus Delicti: Ein Prozess“ aufgelistet. Du erfährst alles Wichtige über die Personen, wie sie zur „Methode“ stehen, also ob sie eher methodenkritisch oder Befürworter der Methode sind und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen.
Mia Holl
Mia Holl ist die Hauptfigur des Romans. Sie ist 34 Jahre alt und Biologin, die in ihrem Beruf sehr erfolgreich ist. Ihr äußeres Erscheinungsbild ist unauffällig und wird im Roman nur grob beschrieben. Mia Holl ist eine gesunde, junge Frau, die als systemtreue Anhängerin der Methode bezeichnet werden kann. Als Wissenschaftlerin tritt sie zunächst rational und logisch denkend auf.
Das einzige Familienmitglied Mias, das man als Leser kennenlernt, ist ihr sieben Jahre jüngerer Bruder Moritz Holl. Wegen der Verurteilung als Schuldiger im Sexualmordfall Sibylle Meiler kommt Moritz ins Gefängnis, wo er sich schließlich durch Erhängung selbst das Leben nimmt. Nach dem Suizid ihres Bruders beginnt die eigentlich systemkonforme, unauffällige Mia Holl ihre Gesundheitsüberprüfungen und die sportlichen Leistungen zu vernachlässigen und zieht sich zunehmend mehr zurück. Durch dieses Ereignis entwickelt sich die um ihren Bruder trauernde Mia im Laufe des Romans zu einer systemkritischen Methodengegnerin.
Moritz Holl
Moritz Holl ist 27 Jahre alt und der jüngere Bruder von Mia Holl. Er wird schuldig gesprochen im Fall der ermordeten Sibylle Meiler und kommt ins Gefängnis, wo er sich schließlich erhängt. Die Geschichte und Charakterisierung von Moritz Holl geschieht in Rückblenden, da er zu Beginn des Romans bereits tot ist.
Beschrieben wird Moritz als Idealist und Freidenker. Er liebt die Natur und die Freiheit, sieht diese aber als durch die Methode eingeschränkt. Er kritisiert das System, das ihn nicht frei über seine Gesundheit, seinen Körper und sein Leben bzw. seinen Tod entscheiden lässt und ist eindeutig ein Methodengegner. Er verstößt gegen die Regeln, indem er sich in eigentlich verbotenen Bereichen in der Natur aufhält und dort angelt und Zigaretten raucht.
Als Kind erkrankte Moritz Holl an Leukämie. Sein Selbstmord gilt als Akt des Kampfes um seine Freiheit.
Die ideale Geliebte
Die ideale Geliebte ist eine von Moritz erdachte, fiktive Figur. Moritz hat sie erfunden als Stellvertreterin für eine Frau, die perfekt zu ihm passt. Sie vertritt die Meinungen von Moritz und hat dieselben methodenkritischen Ansichten wie er. Sie ist ebenso freiheitsliebend und möchte uneingeschränkt leben.
Nach Moritz Tod erscheint die ideale Geliebte auch an Mias Seite. Nur Mia kann sie sehen bzw. wahrnehmen. Sie wird so etwas wie eine Freundin von Mia und ihre Diskussionspartnerin, die ihr ins Gewissen redet und Moritz systemkritische Standpunkte nach seinem Tod vertritt.
Dr. Lutz Rosentreter
Dr. Lutz Rosentreter ist Rechtsanwalt und tritt als der Pflichtverteidiger von Mia im Roman auf. Er ist noch jung und wird aus Mias Sicht eher als unprofessionell dargestellt. Er ist hilfsbereit und emphatisch und bringt auf, dass Moritz im Mordfall Sibylle Meiler unschuldig sein könnte. Mia empfindet ihn als sympathisch. Rosentreter gibt Mia Hoffnung, zeigt ehrliches Interesse an ihrem Fall und dem ihres Bruders und setzt sich für sie ein.
Rosentreter ist ein heimlicher Methodengegner, der eine durch das Gesundheitssystem verbotene Liebesbeziehung führt. Dadurch hat er ein persönliches Interesse an den Fällen der Holls.
Heinrich Kramer
Heinrich Kramer ist ein erfolgreicher Journalist und überzeugter, fanatischer Methodenanhänger. Kramer ist 40 Jahre alt und Familienvater. Er ist berühmt und beliebt und hat als Journalist großen Einfluss auf die Bürger des Landes. Zudem ist er skrupellos, äußerst hartnäckig und kontrollierend. Obwohl er weiß, dass die Methode Probleme und Lücken im System aufweist, verteidigt er die Methode durchweg und beginnt sogar in der Öffentlichkeit Lügen zu verbreiten, um die Methode zu rechtfertigen.
Kramer wird der größte Gegner von Mia. Er sieht Mia und ihre Anhänger als Gefahr für das System und seine wichtigste Mission wird es, Mia zu schaden. Mia sieht den Journalisten als mitverantwortlich für den Tod ihres Bruders Moritz.
Richterin Sophie
Sophie, eine junge Richterin, die im Roman nur beim Vornamen genannt wird, ist eine überzeugte Anhängerin der Methode. Sie tritt als engagierte und kompetente Richterin auf, die zu Beginn versucht Mia zu helfen und ihr mit Verständnis begegnet. Im Laufe des Romans verändert sich Sophie. Sie wendet sich immer mehr gegen Mia und bietet ihr keine richtige Hilfe an, da sie immer im Sinne der Methode handelt und entscheidet. Wie auch für Mia, wirkt Sophie für den Leser zu Beginn verständnisvoll und sympathisch, letztlich bleibt sie aber der Methode treu.
Dr. Ernest Hutschneider
Hutschneider ist ebenfalls Richter, kann aber als eine Art Gegenteil von Sophie gesehen werden. Er ist weniger engagiert und motiviert und hat wenig Interesse am Fall Mia Holl. Dennoch ist er ein treuer Anhänger der Methode. Der Richter übernimmt den Fall Holl, nachdem die Richterin Sophie ausscheidet. Hutschneider ist an einer Beförderung interessiert, die ihm wichtiger ist, als Mias Fall tatsächlich wahrheitsgemäß aufzuklären.
Die Nachbarinnen
Mias Nachbarinnen, Lizzie, Driss und Frau Poll, sind treue Anhängerinnen der Methode und im gemeinsamen Wohnhaus verantwortlich für die Einhaltung der Hygieneregeln. Im Gegensatz zu Lizzie und Frau Poll, ist die junge Driss ein Fan von Mia und bewundert sie aufrichtig.