Corpus Delicti – Ein Prozess (Juli Zeh)

Inhaltsangabe

Hintergrundgeschichte

Die Geschichte, die als Dystopie aufgefasst wird, zeichnet das Bild von einer nahen Zukunft, in der der Staat eine Gesundheitsdiktatur aufgebaut hat. Die Grundlage dieser Herrschaftsform wird die “Methode” genannt. Die Gesundheit der Menschen ist die oberste Priorität, um das biologische Leben zu sichern. Jeder Bürger soll sich in körperlicher Bestverfassung befinden. Das führt dazu, dass der Staat strikte Maßnahmen eingeführt hat, die eingehalten werden müssen. Durch die aufgebauten Überwachungsmaßnahmen stehen alle unter staatlicher Beobachtung und kommen mit dem Gesetz in Konflikt, wenn sie sich nicht an die aufgestellten Gesetzte halten.

Inhalt

Mia Holl, die Protagonistin dieser Geschichte, ist eine Biologin und Naturwissenschaftlerin, die als Konformistin gilt. Das bedeutet, dass sie sich mustergültig an die Vorgaben hält. Am Anfang der Geschichte befindet sie sich in tiefer Trauer um ihren Bruder, der sich im Gefängnis das Leben nahm. Er wurde per DNA-Test des Mordes überführt, beteuerte aber bis zum Schluss seine Unschuld. Durch das Urteil wachsen Zweifel in Heinrich Kramer, der sogar als Sprachrohr der Methode gilt. Auch der Rechtsanwalt Lutz Rosentreter kann seine Zweifel an dem System nicht mehr unterdrücken. So kommt es, dass beide Männer den Kontakt zu Mia suchen, um ihren Bedenken gegenüber der Methode nachzugehen. Die Protagonistin hat derweil andere Sorgen und zieht sich zunehmends zurück, um ihre Zeit mit der “idealen Geliebten” zu verbringen, die von Moritz erfunden wurde. Dabei lässt sie ihr Mustergültiges Verhalten schleifen und hält sich nicht mehr an die verpflichtenden Vorgaben einen Ernährungs- und Schlafbericht einzureichen, sowie das Sportprogramm, dass durch die Methode obligatorisch ist. Durch ihre Anklage tritt sie mit dem Anwalt Rosentreter in engeren Kontakt, da er sie vor Gericht vertritt. Er bewirkt zunächst eine Verschärfung ihrer Situation, kann jedoch sein Engagement zeigen, als er vor Gericht den wahren Mürder, der an Moritz Stelle ins Gefängnis gemusst hätte, aufdecken. Der Verbrecher spendete vor einiger Zeit Knochenmark an Moritz, weshalb deren DNA im Test überein stimmten. Mia wird derzeit aus der Haft entlassen. Dieser Justizskandal stößt eine Welle des kritischen Hinterfragens an. Vor allem die Medien, darunter der Journalist Würmer, der eigentlich als systemtreu gilt, stellen in Frage, ob eine Reformation der Methode nicht sinnvoll wäre. Mia kämpft währenddessen mit einem inneren Konflikt. Als Naturwissenschaftlerin müsste sie dem positiven DNA-Test Glauben schenken, jedoch möchte sie sich auf die Seite ihres Bruders stellen und zweifelt zunehmends an dem System. Letztendlich entscheidet sie sich für ihren Bruder und glaubt ihm. Als Folgehandlung tritt sie mit Kramer in Kontakt und lässt eine Flugschrift veröffentlichen, in der sie ihre Bedenken gegenüber der Methode anspricht und diese als nicht mehr vertrauenswürdig einstuft. Diese Gesetzesuntreue führt dazu, dass sie festgenommen wird. Die Anschuldigung besagt, dass sie Anführerin einer terroristischen Gruppierung sein und einen Giftanschlag vorbereitet haben soll. Diese Behauptung wird durch manipulierte Zeugenaussagen von Würmer und fingierte Beweise durch die Staatsschützer und Kramer untermauert. Um sie jedoch leichter verurteilen zu können, ist ein Geständnis nötig. Dieses wird ihr von Kramer vorbereitet. Alles was sie tun müsste ist, ihre Unterschrift darunter zu setzten. Dieser Aufforderung kommt sie jedoch nicht nach. Selbst nach der Folter weigert sie sich, das zu tun, was ihr vorgegeben wird. Der Gerichtsprozess fällt jedoch trotzdem für den Staat positiv aus, denn sie wird dazu verurteilt auf unbestimmte Zeit eingefroren zu werden. Dies ist in der dystopischen Zukunftsvorstellung von Juli Zeh eine neue Alternative zur Todesstrafe. Durchgeführt wird die Strafe jedoch nicht. Viel mehr wird sie in letzter Sekunde durch das Vernunftsdenken des Staates gestoppt. Durch die kürzlich aufkommenden Zweifel in der Gesellschaft möchte man vermeiden eine Märtyrerin für das Volk zu schaffen. Zum Schluss wird Mia Holl begnadigt und nimmt an einem Resozialisierungsprogramm teil, um wieder normal in die Gesellschaft eingegliedert zu werden.