Elektrische Fische (Susan Kreller)

Zusammenfassung

In diesem Buch geht es um Emma, die mit ihrer Mutter und den Geschwistern aus der Stadt Dublin in England in ein Dorf nach Mecklenburg-Vorpommern ziehen muss. Sie vermisst sehr schnell Irland, die Großeltern und den Atlantik. Nicht einmal die Ostsee kann das Mädchen trösten. Emma möchte daher nur eins: schnell zurück nach Dublin. Levin aus ihrer Klasse, der auch große Sorgen mit sich trägt, bietet ihr die Hilfe an, scheint jedoch aber gar nicht mehr zu wollen, dass Emma wieder weggeht. Und dann beginnt auch Emma schrittweise an ihrem Fluchtplan zu zweifeln.

Die zwölfjährige Emma, die jüngere Schwester Aoife, ihr älterer Bruder Dara sowie die vom Leben enttäuschte Mutter ziehen aus dem belebten Dublin aufs Land nach Mecklenburg-Vorpommern.
Hier leiden vor allem die Frauen. So sehnt sich Emma sich nach den geliebten Großeltern. Ihre deutschen Großeltern, in deren Haus die Familie sehr eng mit wohnt, verhalten sich eher kühl und beinahe ablehnend. Zudem vermisst Emma auch ihre Freundinnen und Freunde sehr sowie die englische Sprache. Die kleine Schwester Aoife ist dermaßen verstört, dass sie mit einem Mal aufhört zu sprechen und auch die Mutter verfällt in eine tiefe Depression. Nur der junge scheint hier den Sprung in das neue Leben geschafft zu haben.

Mit Hilfe des Mitschülers Levin schmiedet das Mädchen Emma nun einen Fluchtplan, um weg aus diesem ungeliebten Deutschland zu kommen. Doch je länger die beiden planen, desto enger wird auch ihre Freundschaft, welche sie recht schnell verbindet. Auch Levins Leben ist schwierig und trostlos, denn die Mutter ist schizophren. Als es nun auch noch zu einer unwägbaren Katastrophe kommt, ist Emma auch klar, wo sie ab jetzt eigentlich hingehört.
Susane Krellers Roman „Elektrische Fische“ erzählt unpathetisch von erheblichen Gefühlen. Vom Heimweh Emmas nach Irland, das sich nicht an abenteuerlichen Dingen festmachen lässt, sondern am herkömmlichen irischen Alltag –, von jenem Gefühl nicht dazuzugehören sowie von der Frage, was eigentlich die echte Heimat ist. Die Frage stellt sich dann immer indirekt wieder, und auch wie die Fremde zur Heimat werden kann.

Für Emma und die kleine Schwester spielt die Sprache hier eine entscheidende Rolle. England ist das eigentliche Zuhause und hier fühlen sie sich auch sehr geborgen. Auf den Verlust der Sprache reagiert die kleine Schwester mit Schweigen, Emma hingegen vor allem mit ihrer Wut.
Auch dieser Jugendroman der Autorin Susan Kreller, welche schon drei Mal für den Jugendliteraturpreis nominiert worden ist und ihn im Jahre 2015 auch gewann, ist absolut preisverdächtig. Dies ist nicht nur wegen der bewegenden Geschichte, sondern auch, da dieser stark und zugleich auch zart erzählt ist. Poetisch in dem Gefühlsbetonten, präzise in seiner Beschreibung der Figuren und deutlich in Emmas Blick auf die Miesere in der Familie.

Gleichzeitig wirkt das Buch aber auch sehr beruhigend, denn hier spricht und empfindet ein empfindsames Mädchen, welches nicht nur bleierne Sätze formuliert, sondern auch die Sinne durchdringend verspürt. Gerüche, Düfte, Geräusche, Bilder und Gefühle – fast ein langes Jahr mit dem Wechsel aller Jahreszeiten sowie den internen Veränderungen in der Familie wird so spürbar.

Emma erlebt die neue Heimat in Deutschland eher förmlich. Dies alles ist gebettet in die Sprache, welche einmal ruhig, einmal bewegt und auch mal wuchtig daherkommt – mit veränderlichem Klang und lebenskräftigem sowie feinem Spiel der Farben.
Der Gegenwartsroman von Susan Kreller„Elektrische Fische“ spielt zu großen Teilen in einem fiktiven Ort namens Velgow in Mecklenburg-Vorpommern, wo zudem auch die meisten Läden mittlerweile geschlossen sind und die Ader des Verkehrs immer noch „Thälmannstraße“ heißt. Dass diese Autorin die abgehängte Gegend auch ohne nur einen Anflug von Überheblichkeit schildert, tut dem Roman sehr gut und auch, dass sie das Befremden der Schülerin Emma genauso unzweifelhaft und glaubwürdig zeichnet.
Falsch ist in Deutschland vor allem die Sprache, obwohl die drei Kinder von der Mutter ausreichend Deutsch gelernt und in der Stadt Dublin auch eine deutsche Schule besucht hatten. Wenn die freimütige Aoife von den Mitschülern jetzt auch noch „Affe“ genannt wird, leitet diese eine der anhaltenderen Katastrophen zuhause ein, an welchem es diesem Roman nicht fehlt: Aoife schließt ihren und öffnet den Mund nur noch für das Essen, Atmen und Trinken, das Sprechen hingegen verweigert sie. Der Schwarm aller Mädchen Dara kommt gut in Deutschland zurecht und lässt sich hierbei von den Schwestern auch nicht in seine Karten schauen. Emma hingegen fühlt sich halb traurig und halb nichts. Dies macht hierbei auch den Reiz des Romans aus. Da sich Emma selber über ihren Zustand erst bewusst werden muss, ist diese auch als Erzählerin den Lesern in vielem hierbei ein Rätsel.
So ist ihr eines schon sehr zeitig bewusst: In Velgow, wird sie niemals bleiben wollen. Sie entwirft einen Fluchtplan für ihre Reise zurück in die Stadt Dublin, wo auch der Vater und die Großeltern leben. Eine große Bewegung kommt in den Roman, als Emma den Mitschüler Levin besser kennenlernt und diesem auch ihren Fluchtwunsch schmiedet – zu einem echten Plan wird dies aber erst, als Levin für Emma recherchiert, welche Wege es sie in ihrer schwierigen Lage nach Dublin gibt und auch mit ihr übt, heimlich an Bord der Fähre zu gehen.

Die Autorin Susan Kreller

Susan Kreller, wurde im Jahre 1977 in Plauen geboren und studierte Anglistik und Germanistik und promovierte über Übersetzungen in der englischsprachigen Kinderlyrik. Die Autorin lebt heute mit ihrer Familie in Bielefeld und ist als freie Journalistin sowie als Autorin tätig. Susan Kreller ist zudem auch Gewinnerin des Kranichsteiner Literaturstipendiums und sie wurde schon dreimal für den Jugendliteraturpreis nominiert und hat diesen im Jahre 2015 für den Roman „Schneeriese“ bekommen.
Einer breiten Öffentlichkeit wurde die Autorin dann 2012 mit dem Buch „Elefanten sieht man nicht“ bekannt. Dieses Buch wurde auch in der FAZ als sehr positiv rezensiert. Zudem stand es auch auf der Auswahlliste für den Jugendliteraturpreis des Jahres 2013. Der von der Autorin veröffentlichte Gedichtband „Der beste Tag aller Zeiten“ wurde für den Jugendliteraturpreis des Jahres 2014 nominiert.

Auch der Pubertätsroman „Schneeriese“ schaffte es auf diese Auswahlliste für den Literaturpreis und gewann diesen am 16. Oktober 2015 in der Kategorie Jugendbuch. In dem Roman „Elektrische Fische“ sind Anspielungen auf die einstige DDR- und auch in die Zeit der Wende zu finden, welche Susan Kreller in der Stadt Plauen im Vogtland erlebt hat.