Der Verlorene (Hans-Ulrich Treichel)

Personenbeschreibungen

Mutter
Die Mutter des Ich-Erzählers flieht mit ihrem Mann und dem ältesten Sohn während dem Krieg aus dem Osten. Auf dieser Flucht wird sie vermutlich von den Russen vergewaltigt und verliert ihren Sohn Arnold. Die Ereignisse belasten die Mutter und es fällt ihr schwer darüber zu sprechen. Sie ist meist still, bedrückt und in sich gekehrt, was auch Gäste der Familie merken. Um ihrem Frust zu entkommen, sucht sich die Mutter Hausarbeiten, die sie erledigen kann. Manchmal umarmt die Mutter ihren jüngeren Sohn verzweifelt, dieser spürt, dass es aber nicht um ihn geht, da die Mutter in ihm Arnold erblickt.
Die Mutter will ihren Arnold unbedingt wiederfinden und sucht nach ihm.
Schließlich bricht die Frau zusammen und wird in eine Kur geschickt. Währenddessen erfahren die Eltern, dass es ein Findelkind gibt, dass Arnold sein könnte. Dies schenkt der Mutter wieder neue Hoffnung. Auf Grund der überwiegend negativen Ergebnisse der Gutachten wird die Verzweiflung der Mutter immer größer und sie erholt sich nur schwer davon.
Auf der Reise nach Heidelberg sagt sie zum Vater des Erzählers, dass es der jüngere Sohn auch nicht immer leicht habe, woran man sieht, dass sie auch an ihren jüngeren Sohn denkt.
Nach dem Tod des Vaters führt die Mutter seine Geschäfte weiter.
Als eine Verwandtschaft mit dem Findelkind unmöglich erscheint, will sie es adoptieren und wenigsten einmal sehen. Auf dem Weg zu dem Findelkind 2307 bekommt die Mutter aber Angst und will wieder umdrehen. Als sie das Findelkind sieht, wendet sie sich ab und sagt „Wir fahren“.


Vater
Der Vater des Erzählers ist ein Mann mit bäuerlicher Herkunft aus dem Osten. Nach der Flucht nach Ostwestfalen muss er sich zum dritten Mal in seinem Leben eine neue Existenz aufbauen, da er auch nach beiden Weltkriegen sein Haus und seinen Hof im Osten verloren hat. Mittlerweile ist er ein erfolgreicher Geschäftsmann, der zuerst eine Leihbücherei, dann ein Lebensmittelgeschäft und heute einen Fleisch- und Wurstgroßhandel betreibt. Darauf ist er sehr stolz, was man an seinen halbjährlichen Schweinekopfessen sehen kann. Durch seine Arbeit und den Umbau des Hauses flüchtet er vor seiner Vergangenheit und dem Verschwinden seines älteren Sohnes Arnolds. Mit seinem jüngeren Sohn verbringt er wenig Zeit. Gemeinsam mit der Mutter ist der Vater des Erzählers auf der Suche nach seinem ältesten Sohn. Die Enttäuschung über die negativen Ergebnisse der Gutachten kompensiert der Vater durch Arbeit, indem er sich ein neues Kühlhaus baut und durch den Kauf eines Opel Admirals.
Nach dem der Vater sich über das unklare Ergebnis von Professor Liebstedt ärgert, bekommt er einen Herzinfarkt. Als ihm nun mitgeteilt wird, dass in sein nicht versichertes Kühlhaus eingebrochen wurde, erleidet er einen zweiten Infarkt und stirbt kurz darauf im Krankenhaus.


Ich-Erzähler

Der Ich-Erzähler ist der jüngere Sohn der Familie. Er bleibt während der ganzen Geschichte namenslos. In seiner Familie spielt er eine unwichtige Rolle und er erkennt schon früh, dass der Fokus auf seinem älteren Bruder Arnold liegt, weshalb er von der Suche der Eltern nicht begeistert ist. Seit er klein ist, herrschen in der Familie Schuld und Schamgefühle, weshalb der Erzähler sich selbst schuldig fühlt, weil er mit den Eltern Ausflüge macht, bei ihnen isst und lebt. Zu seinen Eltern hat der Junge kein gutes Verhältnis. Sie reden nicht oft miteinander.
Aus diesem Grund entwickelt er eine Reiseübelkeit, damit er an den Sonntagsausflügen mit den Eltern nicht mehr teilnehmen muss. Er bekommt zudem eine Trigeminusneuralgie (Gesichtskrämpfe) mit ungeklärter Ursache. Der Ich-Erzähler ist sich aber sicher, dass es einen Zusammenhang mit Arnold und der Ähnlichkeit der angeblichen Brüder haben muss.
Die Untersuchungen, denen der Erzähler sich unterziehen muss, findet er unangenehm und er fühlt sich beim Fotografen und in der Gerichtsanthropologie unwohl. Er beschreibt, dass Arnold während der Suche immer wahrscheinlicher wird, während er immer weniger gesehen wird. So stören in die negativen Ergebnisse des Abstammungsgutachtens auch nicht. Später ist er auch von der Adoptionsidee der Mutter nicht begeistert.
Als sein Vater stirbt, ist das für den jüngeren Sohn nicht schlimm, da das Verhältnis der beiden nicht gut war. Im Gegenteil freut sich der Erzähler sogar, da Herr Rudolph nett zu ihm ist, was sich aber im Laufe der Handlung ändert.
Beim Anblick des Findelkindes 2307 ist der Erzähler über die Ähnlichkeit überrascht und verwirrt.

Herr Rudolph
Herr Rudolph ist der Revierpolizist, der dem Vater vom Einbruch in sein Kühlhaus berichtet. Während der Vater im Krankenhaus ist, kümmert er sich um den Sohn und zeigt ihm seine Polizeiausrüstung. Auch nach dem Tod des Vaters ist er oft zu besuch, um die Mutter zu trösten und ihr bei Formalitäten und Behördengängen zu helfen. Er verliest auch die Ergebnisse des letzten Gutachtens und will der Mutter helfen, die Realität zu akzeptieren. Er respektiert aber auch ihrem Wunsch nach einer Adoption und bringt schließlich den aktuellen Wohnort des Findelkindes in Erfahrung, um dieses mit der Familie zu besuchen.
Der Polizist hat der Mutter einen Heiratsantrag gemacht, den diese abgelehnt hat.

Arnold
Arnold ist der ältere Bruder des Ich-Erzählers. Am 20.1.1945 geht er während der Flucht verloren. Vor der Mutter steht ein Russe und aus Angst übergibt sie einer fremden Frau ihr Kind, welche es mitnimmt.
In der Familie existiert nur noch ein Kinderbild von Arnold, was ihn im Osten auf einer Wolldecke zeigt. Trotzdem spielt er in der Familie die Hauptrolle. Die Eltern suchen ihn und setzten alles daran, ihn zu finden.

Findelkind 2307
Das Findelkind 2307 wird, wie Arnold, am 20.1.1945 auf der Flucht vor den Russen einer fremden Frau übergeben. Es lebt in einem Heim des Roten Kreuzes, was versucht seine Eltern zu finden. Da sein Name, wie auch seine Abstammung unbekannt ist, wird es nur Findelkind 2307genannt.
Auf Grund des gleichen Datums und der Ähnlichkeit zum jüngeren Sohn der Eltern, soll die Verwandtschaft nun durch ein Abstammungsgutachten geklärt werden. Das Jugendamt ist erst dagegen, da mit dem Jungen schon mal ein anthropologisch-erbbiologisches Abstammungsgutachten durchgeführt wurde, welches negativ ausgefallen ist, was negative seelische Folgen für den Jungen hatte.
Als auch dieses Gutachten negativ ausfällt, wird das Findelkind adoptiert. Es heißt nun Heinrich, ist fast volljährig und lebt im Weserbergland, wo es ihm Geschäft der Eltern eine Fleischerlehre absolviert.
Als die Familie das Findelkind sieht, beschreibt der Erzähler, dass es wie ein Spiegelbild von sich selbst ist. Die beiden sehen sich also sehr ähnlich.
Am Ende bleibt offen, ob es sich beim Findelkind 2307 auch tatsächlich um Arnold handelt.