Der Markisenmann (Jan Weiler)

Mögliche Prüfungsfragen / Übungsaufgaben zum Jugendroman „Der Markisenmann“

Im Folgenden mögliche Prüfungsfragen / Aufgabenstellungen zum Buch “Der Markisenmann”. Lösungsvorschläge/Antworten zu den Fragestellungen gibt es weiter unten.

  1. Fasse den Inhalt des Buches „Der Markisenmann“ in wenigen Sätzen zusammen.
  2. Erstelle eine Personenbeschreibung zur Ich-Erzählerin Kim.
  3. Beschreibe wie sich Kims Bild von ihrem Vater im Laufe des Romans entwickelt. Belege mit Textstellen.
  1. Wie entwickelt sich die Bedeutung der Markisen im Verlauf der Geschichte?
  2. Welche Hauptthemen kannst du im Roman erkennen?
  3. Wie beeinflusst die Ich-Perspektive des Romans das Verständnis der Handlung?
  4. Beschreibe die Beziehung zwischen Kim und Alik im Verlauf des Romans.
  1. Welche Nebenfiguren tragen maßgeblich zur Entwicklung der Hauptfigur bei?
  2. Stelle einen Zusammenhang des folgenden Zitats von Ronald Papen zu Kims Handlung zu beginn des Romans. Erkläre auch, was Papen mit dieser Aussage meint. „Natürlich habe ich sofort gewusst, dass es falsch war, aber manchmal macht man falsche Dinge mit derselben Überzeugung wie Sachen, die man für richtig hält. Einfach, weil man sie dann loswird.“ (S.267)
  3. Welche Motivation treibt der Markisenmann an? Welche Wünsche oder Ängste prägen sein Handeln?
  4. Welche Freunde hat Kim im Verlauf des Romans und wie ist ihre Beziehung zu diesen?
  5. Wie hilft Kim der Sommer bei ihrem Vater in Bezug auf ihre Persönlichkeit, ihre Werte und ihren beruflichen Werdegang?
  6. Welche Rolle spielen Strafe und Vergebung im Roman „Der Markisenmann“?
  7. Wie erhielt Papen den Namen „Markisenmann“? Nutze dafür die Textstelle auf Seite 121.
  8. Beschreibe die Beziehung zwischen Papen und Heiko.
  9. Welche Rolle spielt Strafe im Roman in Bezug auf Kim und Papen?
  10. Schreibe einen inneren Monolog zu Kims inneren Konflikt, direkt nachdem ihr Bruder Feuer gefangen hatte.
  11. Wie könnte Kims Leben weitergehen, wenn sie nicht den Sommer bei ihrem Vater verbracht hätte?
  12. Schreibe eine Fortsetzung des Romans und bearbeite dabei die Aspekte Beziehung zu Alik, Selbstfindung und Beziehung zu Kims Herkunftsfamilie.

Mögliche Ideen und Anregung (Lösungen) zu den Aufgaben

  1. Kurz-Zusammenfassung
    Die 15-jährige Kim wird nach einem schlimmen Fehltritt für die Sommerferien zu ihrem unbekannten Vater Ronald Papen nach Duisburg geschickt. Papen ist ein erfolgloser Haustür-Verkäufer von alten DDR-Markisen; in seinem schrägen Umfeld lernen sich Vater und Tochter zum ersten Mal wirklich kennen. Über gemeinsame Verkäufe, neue Freundschaften und die Konfrontation mit alten Schuldgeschichten wandeln sich beide: aus Fremden werden Verbündete, und aus Strafe wird ein Neuanfang.
  2. Personenbeschreibung Kim (Ich-Erzählerin)
    Kim (15), klug, scharf beobachtend, sarkasmusfähig, aber innerlich unsicher. Sie fühlt sich im Kölner Villenleben ihrer Mutter/ihres Stiefvaters als „schwarzes Schaf“, rebelliert, macht Fehler, übernimmt dann zunehmend Verantwortung. Bei Papen entdeckt sie Empathie, Arbeitsdisziplin und Mut zur Wahrheit — Coming-of-Age im besten Sinn.
  3. Kims Bild vom Vater: Entwicklung (mit Textbelegen – paraphrasiert)
  4. Start: Fantasie vom „reichen, mächtigen“ Vater → Schock in Duisburg: winzige Halle, Pechvogel, „Klinkenputzer“. (erste Begegnung; Duisburg/Meiderich)
  5. Mitte: Beim gemeinsamen Verkaufen erkennt sie seine Anständigkeit, Zähigkeit, Fürsorge (z. B. Geburtstagsüberraschung; erste Verkaufs-Erfolge „mit Kim läuft’s“).
  6. Ende: Nach Offenlegung der Vergangenheit (Schuld & Bruch mit der Familie) sieht sie den Menschen hinter dem Scheitern und verzeiht – Respekt ersetzt Fremdscham.
  7. Bedeutung der Markisen (Motiventwicklung)
    Anfangs stehen sie für Peinlichkeit, Ramsch, gescheiterte Existenzen. Dann werden sie zu Arbeitsbühne und Dialograum von Kim & Papen (Tür-an-Tür, gemeinsamer „Pitch“). Am Ende symbolisieren sie Schutz/Versöhnung (Schatten, Übergang zwischen Innen & Außen) und Papens Buße — sein Versuch, Schuld „abzuarbeiten“.
  8. Hauptthemen
    Familie & Herkunft; Schuld, Strafe, Vergebung; Erwachsenwerden/Identität; Klassen- & Milieu-Kontraste (Villenviertel vs. Ruhrgebiet); Würde von Arbeit; Wahrheit vs. Wunschbilder.
  9. Wirkung der Ich-Perspektive
    Wir erleben nur Kims Wissen/Fehldeutungen → Nähe, Humor, aber auch Unzuverlässigkeit; Enthüllungen wirken später intensiver. Ihre Stimme färbt Ton und Tempo (lakonisch, beobachtend), wodurch Papen erst allmählich „recht bekommt“.
  10. Kim & Alik: Beziehungsbogen
    Kim trifft Alik (14) im Schrottplatz-Kosmos; gemeinsam bauen sie den „Meiderich Beach Club“ (zarte Romanze/Freundschaft). Alik erdet Kim, gibt Zugehörigkeit jenseits des Villenmilieus; die Beziehung bleibt leicht, solidarisch, ohne Kitsch. Am Ende fragt Kim Alik, ob er ihr Parner sein will – geschäftlich und vielleicht auch privat.
  11. Nebenfiguren mit Einfluss auf Kim
  12. Ronalds Kumpels / „Rosi’s Pilstreff“ (z. B. Achim, Lütz, Klaus, „Oktopus“): zeigen andere Lebensentwürfe, helfen beim Club/Geburtstag → soziale Einbettung.
  13. Susanne & Heiko (Mutter/Stiefvater): repräsentieren Leistung/Status, verschärfen Kims Entfremdung und treiben die „Verbannung“.
  14. Geoffrey (Halbbruder): der Unfall ist Auslöser für Kims „Straf-Sommer“ und spätere Reifung.
  15. Zitatbezug (S. 267) & Bedeutung
    Papen sagt sinngemäß: Man kann Falsches mit derselben Überzeugung tun wie Richtiges – um es „loszuwerden“. Das spiegelt Impuls-Handlungen aus innerem Druck. Verbindung zu Kim: Ihr initialer Fehltritt (der Grill-Vorfall) ist kein „böses“ Kalkül, sondern Überforderung/Flucht nach vorn; so wie Papen früher Entscheidungen traf, die Beziehungen zerstörten. Beide lernen: Einsicht + Verantwortung > spontane Entlastung.
  16. Was treibt den Markisenmann an?
    Wünsche: Wiedergutmachung, Kontakt zur Tochter, ein Stück Selbstachtung. Ängste: Versagen, erneut verletzen, die Wahrheit nicht tragen zu können. Sein Markisen-Job ist teils Selbstbestrafung, teils Stoizismus: täglich scheitern und trotzdem freundlich bleiben.
  17. Kims Freundeskreis
  18. Alik: wichtigster neuer Freund (s. 7).
  19. Crew um „Rosi’s Pilstreff“: freundschaftliche Wahlfamilie.
  20. Vor dem Sommer sind „Freunde“ eher Status-Bekannte; erst im Ruhrgebiet erlebt sie tragfähige Bindungen.
  21. Was der Sommer mit Kim macht (Persönlichkeit/Werte/Berufliches)
  22. Verantwortungsgefühl (mitarbeiten, mitdenken), + Empathie (für Papen/Alik), + Milieu-Wechselkompetenz, – Zynismus. Beruflich: erste Erfolgserlebnisse im direkten Umgang mit Menschen (Verkauf/Service/Organisation und Schauspielerei), Selbstwirksamkeit durch den Beach-Club.
  23. Strafe & Vergebung
    Äußere Strafe: „Verbannung“ zu Papen. Innere Strafe: Scham/Schuld bei beiden. Vergebung entsteht dialogisch: gemeinsames Tun → Vertrauen → Wahrheit → Verzeihen (ohne Vergessen).
  24. Wie Papen zum „Markisenmann“ wurde (S. 121)
    Zusammengefasst: Der Spitzname entsteht, weil Papen unermüdlich mit einem Posten alter DDR-Markisen durchs Revier tingelt, Türen klingelt und dadurch überall „als der mit den Markisen“ bekannt ist. Er nennt sich selbst auf S. 121 Markisenmann, als der Ehemann einer potenziellen Kundin nach Hause kommt und Papen als Liebhaber seiner Frau verdächtigt. Daraufhin sagt Papen: „Ich bin nur der Markisenmann“.
  25. Papen & Heiko (Beziehung)
    Frühere Freunde, heute Gegenpole: Papen (bescheiden, randständig) vs. Heiko (Investor/Wohlstand). Da liegen alte Kränkungen & Rivalitäten drunter; Kim gerät zwischen die Systeme.
  26. Rolle der Strafe bei Kim & Papen
  27. Kim: externe Strafe (Sommer bei Papen) → wird zur pädagogischen Chance.
  28. Papen: selbst auferlegte Strafe (Askese/Markisen-Job) → mündet in Buße statt bloßer Selbstzerstörung.
  29. Innerer Monolog (nachdem der Bruder Feuer gefangen hat)
    Ich hab’s gesehen, wie eine Bildstörung: Funken, Flamme, Schrei. Mein Körper war schneller als mein Kopf und trotzdem zu langsam. Ich wollte nur, dass jemand endlich merkt, dass ich da bin, nicht nur Geoffrey. Jetzt merkt es jeder. Ich will zurückspulen, irgendeine Taste, Escape. Mama wird mich ansehen, als wäre ich ein fremdes Mädchen. Heiko wird reden, viel zu laut. Geoffrey… Ich hab Angst vor dem Spiegel. Wenn ich atme, brennt die Luft. Vielleicht gibt es einen Ort, an dem man neu anfangen kann. Aber zuerst muss ich aushalten, was ich getan habe. Wie kann ich das ungeschehen machen?
  30. Was wäre ohne den Sommer bei Papen? (Alternativverlauf )
    Wahrscheinlich: tieferer Bruch mit Mutter/Heiko, Zynismus statt Empathie, Status-Blase statt Milieu-Brücken; keine Begegnung mit Alik, kein Gefühl von Selbstwirksamkeit, und Papens Geschichte bliebe ein blinder Fleck. Kurz: mehr Glanz außen, mehr Leere innen.
  31. Mini-Fortsetzung (Alik, Selbstfindung, Herkunftsfamilie)
    Ein Jahr später wohnt Kim an in Duisburg. Das Theater und das dazugehörige Restaurant laufen gut. Mit Alik plant sie kleine Konzerte. In Köln hat sie ein ehrliches Gespräch mit Susanne erzwungen: weniger Fassade, mehr Fragen. Heiko bleibt laut, aber er lernt, leiser zuzuhören. Kim merkt, dass Geschichten ihr Werkzeug sind: nicht, um etwas zu verdecken, sondern um Dinge zu zeigen, wie sie sind. Alik bleibt da, wo es wirklich zählt: im Alltag, nicht im Märchen. Und wenn Kim zweifelt, wendet sie sich an Alik, der nicht nur ihr Freund, sondern auch ihr beruflicher und privater Partner geworden ist.