Als die Welt uns gehörte (Liz Kessler)

Inhaltsangabe / Zusammenfassung

“Als die Welt uns gehörte” ist die Erzählung einer Freundschaft, die für die Ewigkeit gedacht ist.
Max, Elsa und Leo sind drei unzertrennliche Freunde, die viel Zeit miteinander verbringen. Sie teilen ihre Träume und Geheimnisse. Ihre Freundschaft ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen, Unterstützung und einer tiefen Verbundenheit.

Ein Tag am Wiener Riesenrad

Der Roman beginnt im Jahr 1936, an Leos neuntem Geburtstag. An diesem besonderen Tag unternehmen Leo, Max und Elsa einen gemeinsamen Ausflug zum Wiener Riesenrad. Die drei Freunde genießen die Aussicht und träumen von der Zukunft. Elsa kann sich vorstellen, jeden ihrer beiden Freunde zu heiraten.

Die Erzählperspektiven

Im Verlauf des Romans erzählen Leo und Elsa ihre Geschichten in der Ich-Form. Dadurch erhalten wir einen Einblick in ihre Gedanken, Gefühle und Erlebnisse. Über Max hingegen erzählt die Autorin, wodurch seine Perspektive vermittelt wird.

Die Verbindung zu wahren Begebenheiten

Die beiden Kinder, die in der Ich-Form erzählen, haben einen direkten Bezug zur wahren Familiengeschichte der Autorin. Dies verleiht dem Roman eine besondere Authentizität.

Ein Sommer voller Abenteuer

Der Romanbeginn entführt uns in eine Zeit der unbeschwerten Kindheit, als die Welt noch voller Wunder und Möglichkeiten schien. Für Leo, Max und Elsa, drei gleichaltrige Freunde, ist der Sommer 1936 geprägt von gemeinsamen Abenteuern und einer tiefen Verbundenheit. Ihre Freundschaft ist so stark, dass sie alles teilen und gemeinsam meistern – von kleinen Streichen bis hin zu großen Träumen.

Nach dem aufregenden Ausflug mit dem Wiener Riesenrad folgen weitere unvergessliche Erlebnisse. Sie bauen Baumhäuser, erkunden verlassene Häuser, erfinden eigene Spiele und verbringen unzählige Stunden am Fluss. Ihre Tage sind gefüllt mit Lachen, Spielen und dem Entdecken der Welt um sie herum.

Doch auch die ersten Schatten der Erwachsenenwelt beginnen sich zu zeigen. Während die Kinder noch unbeschwert spielen, spüren sie bereits die Veränderungen in ihrem Umfeld. Leos Vater wirkt zunehmend abwesend, Max’ Eltern haben ständig Sorgen und Elsa bemerkt, dass ihre Mutter traurig ist.

Trotz dieser ersten Anzeichen von Problemen, bleibt die Freundschaft der drei Kinder zunächst unerschütterlich. Sie sind füreinander da und finden Trost in ihrer gemeinsamen Zeit. Die ersten Kapitel des Romans zeichnen ein liebevolles Bild einer Kindheit, die geprägt ist von Freundschaft, Abenteuerlust und den ersten Erfahrungen mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens.

Die unbeschwerte Kindheit der drei Freunde wird durch das Aufkommen des Nationalsozialismus abrupt unterbrochen. Die politischen Ereignisse in Österreich haben tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben von Leo, Elsa und Max.

Leo

Leo steht für die Erlebnisse der Vorfahren der Autorin. Als jüdischer Junge wird er in Wien zunehmend mit Antisemitismus konfrontiert. Er muss seine Heimat verlassen und erlebt die Schrecken der Flucht. Trotz der schweren Umstände bleibt Leo ein optimistischer und hoffnungsvoller Junge. Seine Freundschaft zu Elsa und Max gibt ihm Kraft und Halt.

Elsa

Auch Elsa, als jüdisches Mädchen, ist von den antisemitischen Gesetzen betroffen. Sie muss ihre Heimat verlassen und erlebt die Trennung von ihren Freunden und ihrer Familie. Elsa ist eine starke und mutige junge Frau, die sich den Herausforderungen stellt, die das Leben ihr stellt.

Max

Max, dessen Vater ein überzeugter Nationalsozialist ist, steht vor einem schweren Konflikt. Er liebt seine Freunde, aber er möchte auch seinen Vater nicht enttäuschen. Max ist hin- und hergerissen zwischen Loyalität zu seiner Familie und seiner Freundschaft zu Leo und Elsa.
Die Geschwister der drei Freunde spielen im Roman eine untergeordnete Rolle. Es wird angedeutet, dass Elsa einen älteren Bruder hat, der ebenfalls nach England flieht. Über Geschwister von Leo und Max gibt es keine näheren Angaben.

Die Rolle der Eltern

Das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern wird stark von den politischen Ereignissen beeinflusst.

Leos Eltern: Leos Eltern sind tief besorgt um die Sicherheit ihres Sohnes. Sie tun alles, um ihn vor den Nazis zu schützen. Mit Hilfe von englischen Zufallsbekannten, die sie in Wien kennenlernten ermöglichen sie Leo die Flucht nach England.
Elsas Eltern:

Elsas Eltern sind ebenfalls sehr besorgt um ihre Tochter. Sie versuchen, sie und ihren Bruder Otto vor den Gefahren zu schützen, indem sie nach Prag emigrieren.

Max’ Eltern:

Max’ Vater ist ein überzeugter Nationalsozialist und unterstützt die Politik Hitlers. Seine Mutter ist zwar nicht so radikal wie ihr Mann, aber sie steht hinter seinen Entscheidungen. Max hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater und fühlt sich oft unter Druck gesetzt. Er will ihm aber auch gefallen.

Die unterschiedlichen politischen Überzeugungen der Eltern führen zu Konflikten und Spannungen innerhalb der Familien. Die Kinder müssen sich mit diesen Konflikten auseinandersetzen.

Der Roman “Als die Welt uns gehörte” zeigt eindrucksvoll, wie die politischen Ereignisse in den 1930er Jahren das Leben von Kindern und Jugendlichen tiefgreifend verändern. Die Freundschaft von Leo, Elsa und Max wird auf eine harte Probe gestellt, als sie mit den Folgen des Nationalsozialismus konfrontiert werden. Die Charaktere entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter und müssen lernen, mit Verlust, Trennung und neuen Herausforderungen umzugehen.

Die Flucht und ihre Folgen

Die Begegnung mit dem englischen Paar auf dem Wiener Riesenrad stellt sich als Wendepunkt für Leo und seine Familie heraus. Die Verbindung, die die Grünwalds zu den Stewarts knüpfen, ermöglicht ihnen schließlich die Flucht nach England. Während Leo seine Heimat verlässt, trägt er die Hoffnung in sich, seine Freunde eines Tages wiederzusehen.

Elsa und ihre Familie entscheiden sich zunächst, nach Prag zu fliehen. Hier finden sie vorübergehend Zuflucht und Elsa genießt die neue Umgebung. Doch die Schatten des Nationalsozialismus reichen auch bis nach Prag. Die Erinnerung an ihre Freunde in Wien und die Unsicherheit über ihre Zukunft trüben ihre Freude.

Max bleibt in Wien und wird Mitglied der Hitlerjugend. Getrieben von einem Gefühl der Zugehörigkeit und dem Wunsch, seinen Vater stolz zu machen, lässt er sich von der nationalsozialistischen Ideologie vereinnahmen. Doch tief im Inneren zweifelt er an den Idealen der Bewegung und an den Taten, die im Namen des Nationalsozialismus begangen werden.

Der Krieg verändert das Leben der drei Freunde auf dramatische Weise. Leo muss sich in England an ein neues Leben gewöhnen und lernt die englische Sprache und Kultur kennen. Elsa erlebt in Prag die zunehmenden Einschränkungen für Juden und wird Zeuge der Deportation ihrer Freunde.

Max – Zwischen Loyalität und Freundschaft

Max, der schmächtige Junge mit dem großen Herzen, befindet sich in einer Zwickmühle. Während der Krieg immer näher rückt, wird der Druck auf ihn größer. Sein Vater, ein überzeugter Nationalsozialist, erwartet von ihm, dass er sich der Hitlerjugend anschließt und die Ideale des Regimes vertritt. Max, der seine Freundschaft zu Leo über alles schätzt, fühlt sich innerlich zerrissen.

Als Elsa mit ihrer Familie nach Prag flieht, ist Leo zunächst allein zurückgelassen. Max versucht, ihm in dieser schwierigen Zeit beizustehen, doch sein Vater missbilligt diese Freundschaft zunehmend. Die Differenzen zwischen Vater und Sohn vertiefen sich. Max sehnt sich nach Anerkennung und möchte seinem Vater gefallen, gleichzeitig aber auch seiner Freundschaft zu Leo treu bleiben.

Der Eintritt in die Hitlerjugend

Um von seinem Vater Anerkennung zu erhalten und einen Platz in der Gesellschaft zu finden, beschließt Max schließlich, in die Hitlerjugend einzutreten. Er hofft, dass dies seinen Vater stolz machen und ihm Anerkennung einbringen wird. Doch die Ideologie der Nationalsozialisten widerspricht allem, was er von Leo gelernt hat. Max fühlt sich zunehmend unwohl in seiner neuen Rolle und wird von inneren Konflikten geplagt.

Ein tragisches Ende

Elsa, die in Prag ein scheinbar sicheres Leben führen konnte, wurde von der grausamen Realität des Holocausts eingeholt. Ihre Familie wurde deportiert und sie landete in Auschwitz. Die einst lebensfrohe und optimistische junge Frau war zu einer Schatten ihrer selbst geworden. Als sie unerwartet Max in dem Lager wiedertraf, war sie tief erschüttert. Der Junge, mit dem sie so viele unbeschwerte Stunden verbracht hatte, war zu einem fanatischen Anhänger der Nazis geworden.

Max hatte in der Hitlerjugend schnell Karriere gemacht. Seine körperliche Schwäche, die ihn früher ausgegrenzt hatte, schien in der neuen Weltordnung keine Rolle mehr zu spielen. Stattdessen wurde er für seine Loyalität und seinen fanatischen Einsatz bewundert. Als er nach Auschwitz kam, fühlte er sich mächtig und überlegen. Doch als er Elsa erkannte, die er einst so sehr geliebt hatte, wird er von Gewissensbissen geplagt.

Als die ersten Berichte über die Gräueltaten der Nazis an die Öffentlichkeit gelangen, ist Max tief erschüttert. Er erkennt, dass er sich geirrt hat und dass die Ideale, für die er gekämpft hat, falsch sind. Die Freundschaft zu Leo, die er immer im Herzen getragen hat, gibt ihm die Kraft, sich von der nationalsozialistischen Ideologie zu lösen.

Die Begegnung mit Elsa löste in Max einen inneren Konflikt aus. Er erinnerte sich an ihre gemeinsame Kindheit, an die unbeschwerten Tage in Wien und an die tiefe Freundschaft, die sie verbunden hatte. Doch die Indoktrination der Nazideologie hatte ihn so geprägt, dass er nicht in der Lage war, sich von seinen Überzeugungen zu lösen.

Als sich ihm die Gelegenheit bot, Elsa zu retten, zögerte er zunächst. Doch schließlich entschied er sich, gegen einen Befehl zu verstoßen. Dieser Akt des Widerstands hatte jedoch fatale Folgen. Seine Kameraden sahen in ihm einen Verräter und erschossen ihn. Ironischerweise wurde er genau für das, was er immer sein wollte – stark und mutig – bestraft.

Währenddessen lebte Leo in England und versuchte, sein Leben neu aufzubauen. Die Erinnerungen an seine Freunde in Wien begleiteten ihn jedoch sein Leben lang. Besonders häufig dachte er an den Tag ihrer Fahrt mit dem Riesenrad. In diesem Moment hatten sie sich unsterblich gefühlt, als ob ihnen die Welt gehörte. Doch die Realität hatte sie eines Besseren belehrt.

Die Geschichte von Leo, Elsa und Max ist ein tragisches Zeugnis der Grausamkeiten des Zweiten Weltkriegs. Sie zeigt, wie schnell Freundschaft und Menschlichkeit zerstört werden können, wenn Hass und Gewalt die Oberhand gewinnen. Gleichzeitig ist sie eine Mahnung, die Bedeutung von Toleranz und Mitmenschlichkeit nicht zu vergessen.