Der Steppenwolf (Hermann Hesse)
Autorenvorstellung Hermann Hesse
Leben
Hermann Hesse wurde 1877 in Calw, einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg, geboren. Seine Eltern waren evangelische Missionare und sehr religiös. Die Erziehung der Kinder war streng und kalt und es wurde von ihnen erwartet, dass sie später ebenfalls einen religiösen Beruf ergreifen sollten. Schon als Kind stritt sich Hesse häufig mit seinen Eltern. Er hatte einen großen Freiheitsdrang und kam mit den familiären Erwartungen nicht zurecht.
Auch in verschiedenen Schulen und Erziehungsheimen hielt er es nicht lange aus. Besonders der Besuch des Theologenseminars im Kloster Maulbronn war für ihn nur schwer zu ertragen. Die Zeit im Kloster sollte auch später in seinen Büchern immer wieder thematisiert werden (zum Beispiel „Unterm Rad“ und „Narziss und Goldmund“). Im Alter von 14 Jahren wollte Hermann Hesse Selbstmord begehen und wurde in eine Nervenheilanstalt gebracht. Er verfasste einen anklagenden Brief an den Vater und versuchte schließlich sein eigenes Glück mit einer Ausbildung zum Buchhändler.
Während seiner Zeit als Buchhändler in Basel verfasste er erste Gedichte und Erzählungen und publizierte diese unter einem Pseudonym. Sein erster Roman „Peter Camenzind“ erschien 1904 und wurde direkt zum Erfolg. So gelang ihm der literarische Durchbruch und er konnte sich von nun an ganz auf das Schreiben konzentrieren.
Er heiratete die Basler Fotografin Maria Bernoulli und zog gemeinsam mit ihr in das abgelegene Dorf Gaienhofen am Bodensee. Sie bauten dort ein Haus und die drei Söhne Bruno, Hans Heinrich und Martin wurden geboren. Hesse unternahm eine längere Reise nach Indien und veröffentlichte weitere Werke.
In der Ehe kam es jedoch vermehrt zu Problemen und er und Maria ließen sich 1923 scheiden.
Während des zweiten Weltkrieges stürzte Hermann Hesse in eine persönliche Krise. Als einer der wenigen übte er öffentlich Kritik an der politischen Lage und war immer ein starker Kriegsgegner. Seine Bücher wurden in diesem Zeitraum nur noch wenig verkauft und er wurde für seine Einstellung von vielen Seiten kritisiert. Er litt an einer Depression die er mit Hilfe von einer Therapie überwinden konnte.
Ab 1919 siedelte Hermann Hesse in den Tessin in der Schweiz. Er zog in das Haus Casa Camuzzi und fokussierte sich auf seine Arbeit als Schriftsteller.
Besonders bedeutende Werke wie „Klingsors letzter Sommer“, „Siddhartha“ und „Der Steppenwolf“ erschienen in dieser Zeit.
1924 heiratete er Ruth Wenger und damit ein zweites Mal. Er ließ sich jedoch 1927 schon wieder scheiden. Eine dritte Ehe ging er ab 1931 mit Ninon Hesse ein. Diese hielt bis zu seinem Tod. Ab 1931 zogen er und seine Frau in die Casa Hesse in Montagnola.
Im Alter zog sich Hesse immer weiter zurück und widmete sich seiner Literatur und der Aquarellmalerei. An seinem letzten großen Werk „Das Glasperlenspiel“ arbeitete er zehn Jahre. Hermann Hesse starb 1962 in Montagnola.
Bedeutende Werke
Hermann Hesse verfasste eine Vielzahl berühmter Werke und zählt noch heute zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Folgenden.
Demian
Seinen Roman „Demian. Die Geschichte einer Jugend“ veröffentlichte Hesse 1919 unter einem Pseudonym. Er erzählt von der Jugend und dem Heranwachsen des Emil Sinclair. Mit dem Älterwerden findet der Protagonist immer mehr zu sich und entwickelt seine eigenen Werte und Vorstellungen vom Leben. Der Roman kritisiert dabei die strenge christliche Moral.
Siddhartha
Die Erzählung „Siddhartha. Eine indische Dichtung“ spielt im 6. Jahrhundert vor Christus in Indien. Sie erzählt vom Lebensweg eines jungen Brahmanen namens Siddhartha und seinem Freund Govinda. Siddhartha ist auf der Suche nach Erkenntnis und kann mit dem Leben Buddhas verglichen werden.
In diesem Entwicklungsroman geht es um das Thema der Sinnsuche. Die weltliche und geistige Welt werden als unterschiedliche Lebenswege vorgestellt und der Leser wird an die Grundsätze der buddhistischen Lehre herangeführt.
Steppenwolf
Der Steppenwolf erschien 1927 und zählt zu Hesses experimentellsten Romanen. Die Hauptfigur Harry Haller leidet an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit und nimmt sich einerseits als Mensch und soziales Wesen und andererseits als steppenwölfisches, einsames Tier wahr. Der Roman übt Kritik an der Gesellschaft und dem Ungenügen der Kultur. Der Humor, weitergedacht auch als Galgenhumor, soll dabei den Ausweg aus der persönlichen Krise ermöglichen.
Narziss und Goldmund
Dieser Roman entstand zwischen 1927 und 1929 und schildert die Freundschaft zwischen Narziss und Goldmund. Die Geschichte spielt im Mittelalter. Die zwei Schüler lernen sich während ihrer Ausbildung im Kloster kennen. Während Narziss einen geistlichen Lebensweg einschlägt und sich dem Studium und der christlichen Lehre widmet, zieht es Goldmund hinaus in die weite Welt, um die weltlichen Genüsse kennen zu lernen und Künstler zu werden. Während ihres Lebens stoßen die zwei auf unterschiedliche Herausforderungen. Sie kommen jedoch am Ende wieder zusammen und finden Halt und Trost an den Idealen des jeweils anderen.
Das Glasperlenspiel
Das Glasperlenspiel ist Hesses letzter und umfangreichster Roman. Er trägt den Untertitel „als Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften“
Das Buch spielt in einer Zukunftswelt in der sich die Gelehrten eines Ordens mit dem Glasperlenspiel beschäftigen. Dieses ist als das Spiel mit sämtlichen Inhalten und Werten unserer Kultur zu verstehen. Das Thema Meister und Jüngling bestimmt den Verlauf des Inhalts. Der zeitweise untreue Jünger kehrt reuig zu seinem Meister zurück und tritt dessen Nachfolge an.
Literarische Bedeutung
Wichtige Themen in Hesses Werk sind die persönliche Sinnsuche, der Konflikt zwischen geistlichen und weltlichen Werten, Spiritualität und Natur. Auch autobiografische Komponenten greift er in seiner Literatur häufig auf.
Er brachte seinen westlichen Lesern zudem den asiatischen Kulturkreis näher und war eine wichtige Stimme gegen den Krieg und kritisierte die wachsende Industrialisierung und Verstädterung. Besonders die Hippiebewegung entdeckte sein Werk für sich und auch heute noch zählt er zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern weltweit.
Insbesondere junge Menschen erkennen sich in seinen Büchern, thematisiert er doch innere Konflikte und die Gegensätze zwischen persönlicher Seelenwelt und äußeren Erwartungen.
Briefe
Von Bedeutung sind auch die unzähligen Briefe die Hermann Hesse während seines Lebens verfasst hat. Wie kein anderer deutschsprachiger Schriftsteller hat er die persönlichen Fragen seiner Leser ernst genommen und gewissenhaft beantwortet. Dabei entstanden etwa 35.000 Briefe, die in verschiedenen Büchern gesammelt veröffentlich wurden.
Malerei
Während des ersten Weltkrieges entdeckte Hermann Hesse auch eine Leidenschaft für die Malerei. Der Großteil seiner Bilder sind farbenkräftige Aquarelle und stellen Landschaften dar. Insgesamt malte Hesse mehr als 3000 Bilder dieser Art.
Preise
Hermann Hesse erhielt für sein schriftstellerisches Werk zahlreiche Preise und Auszeichnungen. 1946 bekam er für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur überreicht. Er zählt zu den bekanntesten Schriftstellern der deutschsprachigen Literatur. Die in seinen Romanen behandelten Themen der Sinnsuche, der Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und der Natur und sein kritischer Blick auf Themen wie Gesellschaft und Krieg begeistern noch heute seine Leser. Seine Bücher wurden in über 55 Sprachen übersetzt.