Nathan und seine Kinder (Mirjam Pressler)
Kapitelzusammenfassung
Der historische Jugendroman “Nathan und seine Kinder” ist zur Zeit des dritten Kreuzzuges, in Jerusalem angesiedelt. Die Autorin, Mirjam Pressler, wollte 2009 mit ihrem Roman, das letzte Werk von Ephraim Lessing “Nathan der Weise” (1779) für die heutige Zeit verständlicher und lebendiger machen. Sie wurde für dieses herausragende Kinder- und Jugendbuch mit dem Internationalen Buchpreis Corina, ausgezeichnet.
Der Roman besteht aus achtzehn Kapiteln. In jedem dieser Abschnitte, erzählt jeweils eine von acht Personen, einen Teil der Geschichte aus ihrer Perspektive. Die Hauptfigur selbst, den reichen Kaufmann, Nathan der Weise, lässt die Autorin nicht selbst erzählen.
1. Kapitel: GESCHEM
Im ersten Kapitel erinnert sich ein Waisenjunge, wie im Hause des Kaufmanns Nathan Feuer ausbricht. Da der Junge selbst durch einen Brand behindert ist, kann er nicht helfen, sieht aber wie ein junger Tempelritter die Tochter Nathans, Recha, vor den Flammen rettet. Der von seiner Reise heimgekehrte Nathan forscht erfolglos nach Rechas Retter. Als er den Waisenjungen entdeckt, nimmt er ihn bei sich auf und gibt ihm den Namen Geschem.
2. Kapitel: DAJA
Im zweiten Abschnitt reflektiert Daja, Rechas Erzieherin, ihre Beteiligung am Kreuzzug nach Jerusalem, bei dem sie ihren Mann und ihre beste Freundin verloren hat. Als alleinstehende Witwe hatte sie das Glück von Nathan für seine Tochter als Lehrerin engagiert zu werden und jetzt in seinem Haus leben zu dürfen.
3. Kapitel: ELIJAHU
Nathan Freund, Elijahu beschreibt die Panik Nathans, als dieser vom Brand erfährt und glaubt, dass Recha etwas zugestossen sein könnte. Elijahu erinnert sich an den Brand in Nathans Haus vor 17 Jahren. Damals kam der Kaufmann nach Hause und fand die Leichen seiner Frau und seiner sieben Söhne. Einige Jahre später übergibt ein Klosterbruder Nathan die kleine Recha, ein getauftes Waisenkind. Er zieht sie wie seine eigene Tochter auf.
4. Kapitel: RECHA
Recha ist davon überzeugt, dass sie ein Engel vor den Flammen gerettet hat.
Da ihr niemand glaubt geht sie in die Stadt und will ihren Retter, den Tempelritter aufsuchen. Als sie ihn bei der Grabeskirche stehen sieht, kann sie nur seinen Körper ansehen und geht beschämt nach Hause zurück.
5. Kapitel: TEMPELRITTER
Der Tempelritter denkt nach dem Brand an seine Vergangenheit. Während er mit anderen Kreuzfahrern in einen Hinterhalt des Sultans geriet, wurde er als einziger vor der Enthauptung verschont, weil er dem Bruder des Sultans sehr ähnlich sieht. Nun soll er auf Anordnung des Stadtherrn den Sultan ausspionieren, was er nicht tun will.
6. Kapitel: AL HAFI
Der Derwisch Al Hafi ist ein guter Freund des reichen, jüdischen Kaufmanns Nathan, gleichzeitig aber Vetter des Sultans Saladin. Er berichtet von dessen prekären Lage, dem verschwenderischen Lebensstil bei gleichzeitigem Ausbleiben der Steuern. Sittah, die Schwester des Sultans, bittet Al Hafi seinen Freund Nathan zu fragen, ob er Saladin Geld borgen würde.
7. Kapitel: DAJA
Nathan und Daja treffen zufällig den Tempelritter. Der Kaufmann bedankt sich bei ihm für die Rettung seiner Tochter. Dieser beleidigt aber den “Juden”. Daja redet dem Tempelritter ins Gewissen und erinnert ihn an die christlichen Grundsätze. Nathan lädt den Tempelritter großzügig zum Abendessen ein. Beschämt nimmt dieser an, Nathan und er werden Freunde. Sie träumen gemeinsam von einer friedlichen Welt. Währenddessen verliebt sich die anwesende Recha in den Tempelritter.
8. Kapitel: RECHA
Recha träumt vom Tempelritter und denkt auch tagsüber an ihn.
9. Kapitel: SITTAH
Die Schwester des Sultans, die seine Ratgeberin ist, soll den Vetter des englischen Königs, Richard Löwenherz, heiraten. Der König verlangt, dass sich Sittah zum christlichen Glauben bekennt und fordert das Heilige Kreuz sowie ein Landstück westlich des Jordans. Saladin stuft dies als Kriegslist ein. Um selbst Krieg führen zu können, fehlt dem Sultan das Geld, deswegen will er vom reichen Nathan Geld borgen.
10. Kapitel: ABU HASSAN
Dieser ist Muslime und Hauptmann im Heer Saladins. Da er findet, dass Saladin nicht hart genug gegen die Juden vorgeht, wendet er sich von ihm ab und schließt sich einer Gruppe an, die den Sultan stürzen wollen.
11. Kapitel: TEMPELRITTER
Der Tempelritter führt eine Gruppe von Pilgern durch Jerusalem, dabei denkt er an seine Jugend. Damals, als er erfuhr dass sein Vater die Familie verlassen hatte,um ins Heilige Land zu gehen, beschloss er es ihm gleich zu tun und wurde Tempelritter. Während er gedanklich wieder in die Wirklichkeit zurückkehrt, sieht er, dass er die Pilgern vor Rechas Haus geführt hat.
12. Kapitel: AL HAFI
Al Hafi bittet seinen Freund Nathan, dem Sultan Geld zu borgen. Nathan ist einverstanden. Als er beim Sultan ankommt empfängt ihn dieser mit einer Frage:” Welche der drei Religionen, die auf Abraham zurückzuführen sind (Christentum, Judentum und Islam), ist die richtige? Saladin erwartet eine falsche Antwort und hofft damit Nathan zu mehr Freigiebigkeit zu bringen.
Nathan antwortet mit der berühmten Ringparabel:
Ein Ring, dem man die Kraft zuschrieb, den Träger liebenswert und sein Leben angenehm zu machen, wurde vom jeweils herrschenden König immer an seinen Lieblingssohn vererbt. Einmal aber wollte ein König keinen seiner Söhne bevorzugen, er liebte sie alle gleich. Er ließ zwei täuschend ähnliche Kopien des Rings herstellen. Die drei Söhne stritten daraufhin, wer denn jetzt den echten Ring hätte und landeten vor dem Richter. Dieser meinte sie alle hätten den falschen Ring, denn keiner zeigte sich liebenswürdig. Den drei Söhnen trug er auf, sich als Besitzer des echten Ringes, sanftmütig und liebenswert zu zeigen und gute Werke zu tun.
Die Parabel beeindruckte Saladin, Nathan wurde fortan sein Freund und der Sultan bekam sein Darlehen.
13. Kapitel: DAJA
Daja befindet sich am Markt, als der Tempelritter sie bittet ihn später zu treffen um ihm Rechas Geheimnis zu verraten. Dabei berichtet Daja, dass Recha Christin ist, obwohl sie beim Juden Nathan aufwächst.
14. Kapitel: TEMPELRITTER
Der Tempelritter ist verzweifelt. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu Recha und seinem Keuschheitsgelübde als Tempelritter, fragt er den Patriarchen (Bischof von Jerusalem) ob ein Mädchen dass zwar christlich getauft ist, aber nach dem jüdischen Glauben erzogen wurde überhaupt noch eine Christin ist. Der Patriarch will den Namen des Juden wissen und ihn auf den Scheiterhaufen bringen. Doch der Tempelritter schweigt und zieht sich zurück.
Kapitel 15-17: RECHA / ELIJAHU
Nathan und sein Verwalter Elijahu bringen kostbare Stoffe zu Saladin. Sie beobachten das seltsame Verhalten von Saladin Hauptmann, Abu Hassan. Am Rückweg werden sie brutal zusammengeschlagen. Elijahu überlebt, Nathan liegt blutüberströmt auf der Strasse und kann nicht mehr gerettet werden. Recha trauert um ihren Ziehvater. Sie denkt daran, dass Nathan immer wieder behauptet hat, dass das Band der Liebe stärker ist als das Band des Blutes. Der Tempelritter fordert Rache und macht die Christen verantwortlich, Elijahu hält Abu Hassan für den Drahtzieher. Recha aber meint, sie wolle nicht wissen wer der Mörder ihres Vaters ist – wichtig ist dass Nathan gelebt hat und Gutes vollbracht hat.
Fazit
Das klassische Werk “Nathan der Weise” plädiert für die Toleranz zwischen den Religionen.
Mirjam Pressier erzählt Lessings Drama mit ihren eigenen Worten, verständlich und spannend. Es ist auch heute noch brandaktuell und aus der heutigen Schullektüre nicht mehr wegzudenken.