Nathan und seine Kinder (Mirjam Pressler)

Personenbeschreibung

Vorlage für Mirjam Presslers Roman „Nathan und seine Kinder“ war das Drama „Nathan der Weise“ von Lessings aus dem Jahre 1779. Der Ort der Handlung ist Jerusalem nach dem Dritten Kreuzzug im Jahre 1192. Hier sind die Hauptpersonen der Kaufmann Nathan und dessen Tochter Recha, der Tempelritter Leu von Filnek und Sultan Saladin. Das bedeutendste Motiv des Romans ist die bekannte „Ringparabel“, mit welcher Nathan auf Saladins Frage nach der einzig wahren Religion antworten kann. Zuerst bleibt der Friede zwischen den Religionen eine Illusion. Dann wird Nathan ermordet und der Täter bleibt unbekannt. Die insgesamt achtzehn Kapitel dieses Buches werden aus der Perspektive einer von acht Personen erzählt.
In dem Roman scheitern die Christen im Dritten Kreuzzug im Jahre 1192, indem diese versuchten, das Land Jerusalem von den Moslems zu befreien. Die Armeen des Sultan Saladins werden hierbei von dem Hauptmann Abu Hassan gelenkt. Daher kann ein hinterhältiger Angriff der Christen abgewendet werden. Sultan lässt daraufhin sämtliche Templer töten, lediglich Leu von Filnek, welcher ebenfalls ein Tempelritter ist, wird amnestiert. Daraufhin wird Nathans Pflegetochter von einem Templer aus einem brennenden Haus befreit.
Recha und Leu von Filnek verlieben sich, doch für die beiden ist eine Zukunft nicht möglich, weil er ein Christ und Recha eine Jüdin ist. Da erklärt die Erzieherin von Recha, Daja, dem Templer und Recha, dass diese getauft ist und Nathan nicht der leibliche Vater ist. Aus Bedrängnis wendet sich Leu an den Erzvater von Jerusalem. Dieser kennt Nathan nicht, fordert allerdings nur dessen Tot. Dem Tempelritter wird bewusst, dass es ein großer Fehler gewesen ist ihn aufzusuchen.

Nathan

Nathan ist ein Jude, der schon etwas älter ist und dessen Bart und Haare sich aufgrund eines Schicksalsschlags grau gefärbt haben. Dieser besitzt eine knochige Gestalt und der Blick von ihm ist meistens in die Ferne gerichtet.
Nathan ist ein jüdischer und wohlhabender Kaufmann, der viel Gutes getan hat und als versöhnlich gilt. Seine Pflegetochter Recha wird allerdings nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass diese nicht dessen leibliche Tochter ist und dass sie im Grunde eine getaufte Christin ist.
Nathan stammt aus Gath. Vor etwa 18 Jahren verlor dieser die komplette Familie bei einem Brand, welchen die Kreuzritter unberechtigt gelegt hatten. Nach mehreren Tagen übergibt ihm ein Klosterbruder ein Baby, welches er als seine Tochter Recha anerkennt und aufzieht.
Nathan lebt künftig in Jerusalem und handelt mit Essenzen, Öl, Gold, Stoffen und Gewürzen.
Er spricht mehrere Sprachen, um sich mit seinen Händlern verständigen zu können.
In seinem Haus leben mehrere Menschen, darunter sind Geschem und Daja, welche er ein Zuhause und gleichzeitig Arbeit gegeben hat.
Nathan gilt in Jerusalem als Weiser und kann die Freundschaft des Sultans für sich gewinnen.
Nach einem aufstrebenden Handel mit der Schwester des Sultans wird Nathan jedoch überfallen und dann ermordet.

Al-Hafi

Al-Hafi ist ein besonders großer Mensch. Seine Größe beträgt eine Handbreit und sechs Ellen. Er trägt als Schatzmeister des Sultans ehrenvolle Gewänder, obwohl dieser ein Asket ist, der für bescheidene und einfache Kleidung bekannt ist.
Al-Hafi ist zugleich der Vetter des Sultans und ein besonders guter Freund Nathans.
Dieser wuchs gemeinsam mit dem Vetter in Mesopotamien auf, ließ danach aber das herrliche Luxusleben hinter sich und ging als Bettelmönch in Indien. Nach einiger Zeit aber kehrte er nach Jerusalem zurück.

Recha

Recha ist eine junge Frau und hat rote Haare, die weich und seidig sind. Die besitzt blaugraue Augen, eine gerade und kurze Nase, volle Lippen, hinter welchen weiße Zähne zu finden sind. Ebenfals hat Recha ein spitzes Kinn. Genauso wie Daja hat Recha eine besonders helle Haut, die schnell in Sonne verbrennt.
Bei Recha handelt es sich um die Adoptivtochter von Nathan, aber dieser erzieht sie die ersten achtzehn Jahre in jenem Glauben, dass diese seine leibliche Tochter ist. Fragen nach der Mutter werden von Nathan stets beharrlich zum Schweigen gebracht.

Daja

Daja ist die Gesellschafterin und die Erzieherin Rechas und zugleich die verstohlene Gefährtin Nathans, welcher sie immer gut behandelt. Daja ist stets sorgfältig gekleidet und immer korrekt gekämmt. Sie mag es besonders, auf den Markt zu gehen, spürt jedoch auch ein schlimmes Heimweh in sich nach der Heimat. Als kleines Kind hatte Recha immer bei Daja im Bett geschlafen.
Zu früheren Zeiten lebte Daja in einer kleinen Hütte in Gunzenhausen auf einem Strohsack bei der Großmutter und hatte hier Angst vor Wölfen. Als Kind fürchtete diese sich ebenfalls vor der Dunkelheit. Die junge Daja wurde nach dem Tod der Eltern zur Großmutter gebracht, mit welcher sie sich nicht gut verstanden hat. Daher verließ diese dann in Unfrieden

Patriarch

Der Patriarch ist ein großer Mann, dessen Augen sind hinter Fettwülsten versteckt sind. Er ist der Volksvertreter der Stellvertreter des Papstes und der Heiligen Römischen Kirche in Jerusalem. Somit ist dieser der Anführer der Tempelritter und daher haben ihm die meistens Ritter Gehorsam, Armut und Keuschheit geschworen. Die Tempelritter gestatten nun, dass die Wallfahrer unbehelligt nach Jerusalem kommen. Das Zeichen ist das Kreuz in Rot auf einem Mantel in Weiß.
Der grausame und hinterlistige Erzvater fordert von Curd von Stauffen, dass dieser Saladin entlocken und töten lassen soll. Als Curd diesen danach fragt, was mit dem Juden passieren soll, der die getaufte Christin zur Jüdin erzogen hatte, schweigt dieser.

Elijahu

Elijahu ist ein Helfer von Nathan und begleitet ihn auf seiner Fahrt nach Damaskus. Er kümmert sich gemeinsam mit Jakob um das Ent- und Beladen der Kamele und trägt die Güter in den Keller. Dieser stammt, wie Nathan, aus der Stadt Gath. Elijahu erklärt Nathan als seinen Bruder und Herrn. Er steht seit nahezu achtzehn Jahren im Dienst von Nathan. Gleich nach seiner Einstellung musste dieser erleben, wie die Familie Nathans bei dem Brand des eigenen Hauses starb. Elijahu ist zugleich derjenige, welcher Geschem an der Stadtmauer findet und diesen zu Nathan bringt.
Elijahu besitzt eine eigene Werkstatt in einem anliegenden Gebäude, in welche er die Spezereien prüft, da diese eine besonders gute Nase hat.

Abu Hassan

Abu Hassan ist ein tapferer, arglistiger und ruhmreicher Hauptmann, welcher den Angriff der Tempelritter zurückgeschlagen hat, sie als Gefangene bis nach Jerusalem beförderte und seither in der Auszeichnung des Sultans steht. Dieser stammt aus Tudmur und einer der Brüder hieß Achmed und ist einst im Kampf gegen die Franken gefallen.
Bereits sein Vater Ammar ist ein Hauptmann gewesen und erzog seine Söhne zu Scharfschützen für Allah, für den heiligen Glauben und die muslimischen Mitbrüder und zugleich für die persönliche Ehre. Einst hat dieser Saladin verehrt, aber seitdem er sich den Juden und Christen gegenüber respektvoll und gütig verhält, hält er diesen für einen eher schwachen Menschen.

Geschem

Geschem ist ein schöner Junge mit hübschen Augen, einem vollen Mund und runden Wangen. Der Flaum an seiner Oberlippe zeigt, dass dieser vor der Pubertät steht. Der junge Geschem lebt zum Zeitpunkt des Brandes schon seit etwa zwei Jahren bei Nathan. Dieser ist körperlich behindert, da sein linkes Bein und der linke Arm bei Bewegung unbeweglich und steif werden.
Geschem ist ein Waisenkind und kann sich an seine Familie nicht erinnern, sein Gedächtnis ist in diesem Bezug leer. Er wurde einem kalten Winterabend von Elijahu an in einer Nische neben der Mauer der Stadt gefunden. Zu jenem Zeitpunkt leidet er unter starkem Fieber und hat seit Tagen weder Trinken noch Nahrung zu sich genommen. Geschem hat zugleich schlimme Narben an einem Bein und einer Schulter.